Kooperation | In Kooperation mit: APONTIS PHARMA

Interview mit Prof. Dr. Felix Mahfoud

„SECURE-Studie: Das sind so überzeugende Daten, dass man das Single-Pill-Konzept jetzt konsequent klinisch umsetzen sollte.“

Veröffentlicht:

Frage : Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Botschaften, die vor allem Ihre niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen ermutigen könnten, das Single-Pill-Konzept im klinischen Alltag umzusetzen?

Interview mit Prof. Dr. Felix Mahfoud

© Felix Mahfoud

Mahfoud: Es gibt für wenige Therapien, die so simpel umzusetzen sind wie das Single-Pill Konzept, so exzellente Daten, was die Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse angeht. Wir haben heute gehört, dass die Kombination von verschiedenen Wirkstoffen in einer Single-Pill-Therapie, nicht nur in observationellen, sondern auch in randomisierten, kontrollierten Studien dazu führt, dass weniger kardiovaskuläre Ereignisse auftreten, also Schlaganfälle, Herzinfarkte, Krankenhausaufnahmen. Darüber hinaus lassen sich kardiovaskuläre Morbidität und Sterbefälle reduzieren. Jetzt ist es an uns, das entsprechend umzusetzen.


Frage: Trotz internationaler Empfehlungen für Kombinationstherapien in einer Tablette erhalten nur etwa 10 Prozent der Hypertonie-Patientinnen und -Patienten eine Single Pill-Therapie. Wo sehen Sie eher die Chance, dass sie zukünftig konsequent eingesetzt wird – in der Primär- oder Sekundärprävention?

Mahfoud: Ich hoffe, dass das in beiden Bereichen vermehrt eingesetzt wird – in der Primär- und Sekundärprävention. In der Primärprävention, beispielsweise der Blutdruckkontrolle, sind wir in Deutschland immer noch sehr schlecht. Wir wissen, dass Fixdosiskombinationen (Single Pills) helfen können, eine verbesserte Blutdruckkontrolle zu erreichen aber nur bei einem kleinen Teil der Patienten eingesetzt wird. Zur Sekundärprävention haben wir randomisierte kontrollierte Daten aus der SECURE-Studie, die heute hier diskutiert wurden, und die zeigen, dass wir damit Endpunkte reduzieren können. Die relative Risikoreduktion für primäre Endpunkte, die für die Patientinnen und Patienten wirklich katastrophale Folgen haben, betrug 30 Prozent. Das sind so überzeugende Daten, dass man das Single-Pill-Konzept konsequent klinisch umsetzen sollte.

Frage: In der Breite scheint es aber noch nicht angekommen zu sein, dass durch eine Single-Pill-Therapie die Prognose verbessert und Menschenleben gerettet werden können, wie Prof. Yussuf in einem Kommentar im Lancet Ende letzten Jahres betont hat.

Mahfoud: Offenbar ja. Vielleicht auch, weil unterschätzt wird, was eine Single-Pill Therapie bewirken kann. Sonst müssen wir uns schon weiter aus dem Fenster lehnen, um wirklich Ereignisse zu reduzieren. Die relativ einfache Aktion zu unternehmen, die Single Pill zu nutzen, muss noch mehr transportiert werden. Zusammenfassend kann man sagen: Das Wichtigste ist – und das ist für mich eine der Hauptaussagen aus dem heutigen Symposium –, dass Nicht-Adhärenz zur medikamentösen Therapie sehr häufig und klinisch ein Riesenproblem ist. Wir können es unseren Patientinnen und Patienten einfacher machen, indem wir die Tablettenlast reduzieren. Single-Pill-Therapien sind eine Möglichkeit dafür.

Frage: Vor allem im Hinblick auf die Nationale Versorgungsleitlinie, wie im Symposium anklang?

Mahfoud: Absolut ja. Es ist die Aufgabe von Leitlinienkommissionen, diese neue Evidenz zur Single-Pill-Therapie national, aber auch international zu berücksichtigen.

Das Interview wurde geführt bei der 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) vom 12. - 15. April 2023 in Mannheim.
Lesen sie auch
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination