DGIM-Kongress

Theodor-Frerichs-Preis 2023 geht an Aachener Forscher

Für die Erstellung einer räumlich-zeitlichen „Landkarte“ des Herzinfarkts hat der Aachener Mediziner PD Dr. Christoph Kuppe beim DGIM-Kongress den Theodor-Frerichs-Preis 2023 erhalten.

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Der DGIM-Vorsitzende und zugleich Kongresspräsident Professor Ulf Müller-Ladner überreichte dem Aachener Mediziner PD Dr. Christoph Kuppe (rechts) die Urkunde zum Theodor-Frerichs-Preis 2023. Dieser erhielt den Preis für seine Forschungen zu molekularen Umbauprozessen im Herzen nach Infarkt.

Der DGIM-Vorsitzende und zugleich Kongresspräsident Professor Ulf Müller-Ladner überreichte dem Aachener Mediziner PD Dr. Christoph Kuppe (rechts) die Urkunde zum Theodor-Frerichs-Preis 2023. Dieser erhielt den Preis für seine Forschungen zu molekularen Umbauprozessen im Herzen nach Infarkt.

© Sophie Schüler

Wiesbaden. Trotz deutlicher Fortschritte in der Akut-Behandlung des Myokardinfarktes leiden viele Betroffene nach wie vor an Langzeitfolgen wie Herzinsuffizienz und einem erhöhten Risiko für Herzversagen. Diese ergeben sich aus Umbauprozessen des Herzgewebes in Folge des Infarkts, erinnert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).

Einem Team um den Aachener Mediziner PD Dr. Christoph Kuppe ist es nun gelungen, die molekularen Umbauprozesse im Herzen in einer räumlich-zeitlichen „Landkarte“ des Herzinfarkts abzubilden.

Diese zeigt in höchster Auflösung, welche Veränderungen der Infarkt über seine unterschiedlichen Stadien in allen Regionen des Herzens auslöst. So trage die „Karte“ dazu bei, die Krankheitsprozesse beim Herzinfarkt besser zu verstehen und liefere damit eine wichtige Grundlage für die Erforschung neuer Therapien, teilt die Gesellschaft mit.

Für seine Arbeit hat PD Dr. Christoph Kuppe von der RWTH Aachen beim DGIM-Kongress den mit 30.000 Euro dotierten Theodor-Frerichs-Preis 2023 der DGIM erhalten.

Detaillierte Einzelzell-Analyse des Herzgewebes

Ein Herzinfarkt verursacht in verschiedenen Bereich des Herzens Schäden: Er erzeugt einen „Zentralbereich“, in dem Zellen absterben, umgeben von einer „Randzone“ mit Verletzungen und Entzündungsprozessen der Zellen, und schließlich ein Bereich mit nahezu ungeschädigtem Herzgewebe.

Um die Vorgänge in den verschiedenen Zonen des Herzens zu unterschiedlichen Zeitpunkten während und nach dem Infarkt besser zu verstehen, untersuchten Kuppe und sein Team 31 Gewebeproben von 23 Spenderinnen und Spendern, die zwischen Tag 2 und Tag 166 nach dem Infarkt aus verschiedenen Zonen des Herzmuskels entnommen wurden, heißt es in der Mitteilung. Als Vergleich dienten Proben ungeschädigter Herzen (Nature 2022; 608: 766–777).

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Das Herzgewebe unterzogen die Forschenden einer detaillierten Einzelzell-Analyse, in der sie die Zellen auf ihre genomeweite Genexpression und Genregulation hin untersuchten. Dabei wurde die Genregulation auf Einzelzellebene mit ihren unterschiedlichen Regulationsmechanismen durch Transkriptionsfaktoren gleichzeitig erfasst. Erstmals setzten die Forschenden eine Methode ein, die eine räumliche Auflösung der Genexpressionsveränderungen des Herzgewebes erlaubt, die sogenannte „Spatial Transcriptomics“.

In der Arbeit nutzen die Forschenden eine integrative Datenanalyse von humanen Herzzellen über alle Datenebenen. So konnten sie genregulatorische Netzwerke mit räumlichen Gewebekoordinaten aus den Daten generieren. Die daraus entstehenden Analysen ermöglichen die Identifikation von wichtigen Regulatoren der Genexpression und Zelldifferenzierung, und gewähren so einen tiefen Blick in die Charakteristika und Vorgänge einzelner Zellen in gesundem und krankem Zustand.

Chancen für die Erforschung neuer Therapien

„Die Daten von Christoph Kuppe und seinem Team geben Aufschluss über die molekularen Grundlagen der Organisation des menschlichen Herzmuskels nach einem Infarkt“, wird Professor Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM, in der Mitteilung zitiert. „Mit dieser Studie haben die Forschenden eine wichtige Referenz für das Fachgebiet vorgelegt.

Denn die von ihnen erstellte hochaufgelöste, räumlich-zeitliche Karte verschiedener Zelltypen, deren krankheitsspezifischer Zustände und charakteristisch ablaufender molekularen Prozesse bietet große Chancen für die Erforschung neuer Therapien zur Linderung der Langzeitfolgen nach einem Myokardinfarkt“, so Ertl. (eb/ikr)

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