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KARDIO-Studie

Herzkatheter ohne vorherigen Infarkt: Große regionale Unterschiede

In Regionen mit vielen Herzkatheterlaboren werden signifikant häufiger Koronar-Angiografien durchgeführt.

Von Peter Willenborg Veröffentlicht:
In Regionen mit vielen Herzkatheterlaboren werden bei Patienten ohne Myokardinfarkt signifikant häufiger Koronar-Angiografien vorgenommen als in Regionen mit weniger Katheterlaboren.

In Regionen mit vielen Herzkatheterlaboren werden bei Patienten ohne Myokardinfarkt signifikant häufiger Koronar-Angiografien vorgenommen als in Regionen mit weniger Katheterlaboren.

© sudok1 / stock.adobe.com

Bei Patientinnen und Patienten ohne vorausgegangenem Herzinfarkt hängt die Rate der Herzkatheter-Untersuchungen sehr stark von den jeweiligen regionalen Angebotsstrukturen ab. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Abrechnungsdaten von knapp 380.000 gesetzlich Versicherten aus dem Jahr 2016, die jetzt im BMC Carodivascular Disorders veröffentlicht worden ist.

Die im Rahmen der KARDIO-Studie durchgeführte Analyse zeigt, dass in Regionen mit vielen Herzkatheterlaboren signifikant häufiger Koronar-Angiografien durchgeführt wurden – zumindest bei Versicherten ohne Myokardinfarkt. Bei dieser Patientengruppe führte ein zusätzliches Krankenhaus mit Herzkatheterlabor zu 38 bis 43 zusätzlichen Herzkatheter-Untersuchungen pro 10.000 Einwohnern.

Das entspricht einer Steigerung von 43 bis 50 Prozent. Bei den Versicherten mit einem vorausgegangenen Myokardinfarkt, bei denen laut Nationaler Leitlinie eine klare Indikation für eine Herzkatheter-Untersuchung vorliegt, war in der Modellrechnung dagegen kein Zusammenhang zwischen regionaler Angebotsstruktur und Behandlungshäufigkeit zu erkennen.

Deutliche Korrelation erkennbar

Die Unterschiede in Bezug auf die jeweilige Indikationsstellung spiegeln sich auch in einem Vergleich der 401 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland wider. So zeigte sich bei den Patientinnen und Patienten mit Infarkt eine Variation der Behandlungshäufigkeit um das 3,53-fache, während sie bei den Versicherten ohne Infarkt um das 7,78-fache variierte.

Insgesamt – also über alle betrachteten Patientinnen und Patienten – war in der Modellrechnung eine deutliche Korrelation zwischen der Zahl der Krankenhäuser mit Herzkatheterlabor pro 10.000 Einwohner und der Gesamtrate von Herzkatheter-Untersuchungen zu erkennen. Jeder zusätzliche Herzkatheterplatz führte zu einer Zunahme von 38 bis 43 Prozent bei den Koronar-Angiografien.

Die Ergebnisse stützen aus Sicht der Studienautoren die Hypothese, dass sich das regionale Leistungsangebot auf die Versorgung auswirkt – aber je nach Indikation für die Koronar-Angiografie sehr unterschiedlich. Während die Indikation nach einem Herzinfarkt eindeutig ist, ist der Nutzen bei Patientinnen und Patienten ohne vorangegangen Myokardinfarkt laut Leitlinie fraglich.

Sie werden zumeist wegen einer stabilen Koronaren Herzkrankheit oder aufgrund von Thoraxschmerz behandelt. Die Auswertung spiegele „die Ungewissheit rund um die Behandlungsentscheidung“ bei dieser Patientengruppe und die „Heterogenität hinsichtlich des zu erwartenden Nutzens“ wider, heißt es in der Veröffentlichung.

Daten von fast 380.000 Versicherten ausgewertet

Die Analyse ist im Rahmen des vom Innovationsfonds geförderten KARDIO-Projektes zur Herzkatheterversorgung durchgeführt worden. Neben dem AOK-Bundesverband und dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) waren die Universitäten München, Marburg und Hamburg sowie die Krankenkassen Barmer und TK an dem Projekt beteiligt.

Die bundesweite Stichprobe für die Routinedaten-Analyse umfasste die Daten von 379.625 Versicherten der Krankenkassen AOK, Barmer und Techniker Krankenkasse, die im Jahr 2016 mindestens eine Koronar-Angiografie erhielten. Basis waren die Abrechnungsdaten von insgesamt 42,5 Millionen Versicherten. Die Informationen zur regionalen Verfügbarkeit von Kliniken mit Herzkatheterlaboren stammten aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser.

https://doi.org/10.1186/s12872-022-02513-z

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