Ergebnisse von Schulstudie

DAK-Report: Gesundheitskompetenz vieler Schüler ist unzureichend

Schüler in Deutschland interessieren sich mehrheitlich zu wenig für ihre Gesundheit. Die niedrige Gesundheitskompetenz vieler Pennäler hält DAK-Chef Storm für „erschütternd“ – und fordert ein Schulfach „Gesundheit“.

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Erschöpfungssymptome, Einsamkeitsgefühle: Laut einer Erhebung unter rund 26.500 Schülern in Deutschland zeigen sich bei ihnen vielfältige gesundheitliche und psychische Belastungen.

Erschöpfungssymptome, Einsamkeitsgefühle: Laut einer Erhebung unter rund 26.500 Schülern in Deutschland zeigen sich bei ihnen vielfältige gesundheitliche und psychische Belastungen.

© Marcus Brandt/dpa

Berlin. Die Gesundheitskompetenz der großen Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in Deutschland ist niedrig. Als eine Folge davon zeigen 84 Prozent der befragten Schüler keine ausreichende Motivation für gesundheitsbewusstes Verhalten. Das geht aus dem „Präventionsradar“ hervor, den die DAK-Gesundheit am Dienstag vorgestellt hat.

Für die Studie sind in 14 Bundesländern rund 26.500 Schüler der Klassen 5 bis 10 aus 116 Schulen befragt worden. Das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT) ermittelt im Auftrag der Kasse das Wohlbefinden und das Gesundheitsverhalten von Schulkindern. Die Ergebnisse der mittlerweile neunten Erhebung seit 2016 verstehen die Autoren als ein „Frühwarnsystem“ mit Blick auf den Gesundheitszustand der Schulkinder.

DAK-Chef Storm: „Erschütternde Befunde“

DAK-Vorstandschef Andreas Storm nannte die Befunde zur Gesundheitskompetenz „erschütternd“: Nur 16 Prozent der Schüler verfügen demnach über eine hohe Motivation und Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen zu finden und anzuwenden. 84 Prozent der Fünft- bis Zehntklässler hätten dagegen entsprechend nur niedrige oder moderate Fähigkeiten. Sie interessierten sich seltener für Gesundheit und seien weniger motiviert, mehr über gesundes Essen, ausreichend Schlaf, Sport oder Bewegung zu erfahren.

Kinder und Jugendliche mit geringer Gesundheitskompetenz berichteten zugleich häufiger von psycho-somatischen Beschwerden als ihre Altersgenossen, betonte Storm. So gaben in der Umfrage 55 Prozent der Kinder mit hoher Gesundheitskompetenz Erschöpfungssymptome an. Bei Kindern mit geringer Kompetenz lag dieser Anteil mit 66 Prozent deutlich höher.

Ähnlich sieht es aus bei Schulkindern, die über depressive Symptome klagen: Aus der Gruppe derer mit hoher Gesundheitskompetenz sind laut Umfrage 12 Prozent betroffen. Dagegen berichten 18 Prozent der Schüler mit geringer Kompetenz von entsprechenden Symptomen.

„Einsamkeit ist auch ein Thema der Jugend“

Eine Erkenntnis: Geringe Gesundheitskompetenz begünstigt ungesundes Verhalten, berichtete Studienleiterin Dr. Julia Hansen vom IFT. Das gelte beispielsweise mit Blick auf das Bewegungsverhalten, die Bildschirmzeit oder den Umgang mit Rauchen und Alkohol.

Groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Teilgruppen auch bei der psychischen Gesundheit – Beispiel Einsamkeitsempfinden. „Einsamkeit ist auch ein Thema der Jugend“, betonte Studienleiterin Julia Hansen. Ein Drittel aller Schulkinder berichtete über ein erhöhtes Einsamkeitsempfinden, bei Kindern mit niedrigem Sozialstatus war es dagegen fast jeder Zweite (49 Prozent).

Bei depressiven Symptomen verzeichnete die Erhebung einen neuen Höchststand: Mädchen waren mit 27 Prozent in der jüngsten Erhebung sogar noch stärker betroffen als während der Corona-Pandemie. Jungen waren dagegen mit sieben Prozent wesentlich seltener traurig oder niedergeschlagen.

Nur ein neues Modellprojekt reicht nicht

DAK-Chef Storm machte als Ergebnis der Studie „dringenden Handlungsbedarf“ aus. Es reiche nicht, nur neue Modellprojekte aufzulegen. „Wir brauchen ein Schulfach Gesundheit und Prävention“, forderte er. Kinder müssten befähigt werden, „im Alltag Entscheidungen für eine gesunde Zukunft zu treffen“, so Storm.

Mareike Wulf, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigte sich skeptisch mit Blick auf ein neues Schulfach Gesundheit. Es führe schneller zum Ziel, wenn man das Thema über „Ankerfächer“ wie Biologie oder Sport im Unterricht adressiere. Sie warb dafür, Eltern, Pädagogen und Fachkräfte zu stärken, die Gesundheitskompetenz vermitteln könnten.

Storm indes mahnte rasches Handeln an: „Ich will nicht, dass wir eine verlorene Generation von Schülern hinsichtlich der Gesundheitskompetenz haben.“ (fst)

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