Vergleichsportale
Portale sind auch nur Makler
Das Vergleichsportal Check24 ist hoch umstritten, aber beliebt: Rund 2,2 Millionen Suchanfragen verzeichnete das Portal im vergangenen Monat. Doch Verbraucherschützer, Versicherer und Unternehmen üben Kritik am Geschäftsmodell.
Veröffentlicht:KÖLN. Nutzer vergleichen Preise von Versicherungen und Energieverträgen, sie buchen Hotels oder Mietwagen: Check24 ist ein hoch effizientes Online-Unternehmen, seine Nutzer schätzen die Bequemlichkeit und Aktualität. Wenn die Firma nervt, dann tut sie das mit ihrer Fernsehwerbung, die schrille Familienszenen wie aus schlechten US-Vorabendserien zeigt.
Trotz der Bequemlichkeit: Jeder Nutzer sollte wissen, mit wem er es zu tun hat. Check24 ist ein kommerzieller Vermittler – im Bereich Versicherungen rechtlich gesehen also ein Versicherungsmakler. Wenn ein Kunde über Check24 abschließt, fließt Provision an den Münchener Anbieter.
Unternehmen, die keine Provisionsvereinbarung mit Check24 geschlossen haben, gehen auch nicht in den Preisvergleich ein, sondern nur in einen Leistungsvergleich. Dazu gehört beispielsweise die HUK Coburg, der Marktführer in der Autoversicherung.
Verbraucherschützer warnen
Der Bund der Versicherten rät grundsätzlich von dem Abschluss eines Vertrags über Vergleichsportale ab. "Zwar suggeriert der Begriff Vergleichsportal, dass mit der Nutzung ein umfassender und neutraler Vergleich aller Versicherungsangebote und Tarife stattfindet, dem ist jedoch nicht so", sagt eine Sprecherin. Sie hält die Geschäftsmodelle von Portalen für intransparent, sie böten oft keinen umfassenden Marktüberblick.
Christoph Röttele, Chef von Check24, hält dagegen. "Wir listen transparent die teilnehmenden und die nicht-teilnehmenden Versicherer auf", sagt er. "Nehmen wir das Beispiel HUK-Coburg, da haben wir nur die Leistungsdaten, aber keine Preise, weil die HUK sie uns nicht gibt." Zumindest auf der Leistungsseite wolle man den Kunden einen Vergleich ermöglichen.
Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kritisiert, dass Vergleichsportale wie Check24 Nutzern eine Objektivität suggerierten, die es in Wirklichkeit nicht gebe. "Alle untersuchten Portale vermitteln den Eindruck, explizit Verbraucherinteressen zu bedienen", erklärt eine Sprecherin. Allerdings würden oft solche Produkte, die Kunden nicht über das Portal abschließen können, in der Voreinstellung herausgefiltert. "So kann es passieren, dass gerade das für den Verbraucher beste Produkt ganz aus dem Vergleich herausfällt."
Check24-Chef Röttele verweist auf die fehlenden Alternativen. "Was schlagen die Verbraucherschützer denn vor?", kontert er die Kritik. "Soll ich mich parallel durch 20 oder 30 Webseiten von Versicherern quälen, um die Preise und Leistungen zu vergleichen?" Hier finde der Kunde verschiedene Eingabemasken vor und könne am Ende nicht sicher sein, auch Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen.
Portale gegeneinander prüfen
In der Kritik der Verbraucherschützer an den Portalen schwingt auch Konkurrenzdenken mit. Schließlich beraten die Verbraucherzentralen und der Bund der Versicherten auch Endverbraucher in Versicherungsdingen – da wirken sich Portale negativ auf dieses Modell aus.
Anders geht Hermann-Josef Tenhagen vor, Chefredakteur des Verbraucherportals Finanztip. Er kooperiert mit Check24 und Verivox und macht daraus keinen Hehl. Tenhagens Rat an Verbraucher: "Sie suchen zuerst die besten Angebote mit einem der Vergleichsportale Check24 und Verivox oder beim Direktversicherer Huk24 heraus". Anschließend solle der Verbraucher erneut bei einem weiteren der drei Unternehmen vergleichen.
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